Trans Day of Remembrance (TDoR) 2017

Am 20. November, dem Transgender Day of Remembrance (TDoR), gedenken Transmenschen und ihre Freund_innen in aller Welt der Opfer transphober Gewalt. Zwischen dem 1. Januar 2008 und dem 30. September 2017 wurden weltweit 2‘609 Transmenschen aufgrund ihrer Geschlechtsidentität ermordet. Allein in den vergangenen 12 Monaten wurden in 71 Ländern 325 Morde an Transpersonen registriert.

Es ist viel passiert im letzten Jahr: Mit der Ratifizierung der Istanbulkonvention, dem Urteil gegen Zwangssterilisation, der Freilassung Chelsea Mannings und vielen weiteren kleinen und grösseren Erfolgen gab es 2017 oft genug Anlass zu Freude und Hoffnung für die Transgemeinschaft. Die prekäre Lage und ständige Bedrohung, mit der sich Transmenschen trotz allem ständig konfrontiert sehen, geriet dabei nie in Vergessenheit.

Im November gedenken wir am TDoR all der Toten, die jedes Jahr durch Hass und Ablehnung gegenüber Transmenschen gefordert werden.

Nur die Spitze des Eisbergs

Diese Zahlen bilden nur die Spitze des Eisbergs, denn die Morde müssen von der lokalen Polizei und den Organisationen vor Ort als Hassverbrechen registriert worden sein, um mitgezählt zu werden. Die Dunkelziffer der aus Hass ermordeten Transmenschen liegt daher um ein Vielfaches höher. Die meisten Morde passierten in Brasilien (171), gefolgt von Mexico (56) und den USA (25).

Ein Drittel der 123 Opfer in Europa waren Migrant_innen. Wenn der Beruf der ermordeten Personen überhaupt bekannt wurde, haben 62 Prozent als Sexarbeiter_innen gearbeitet.

Ausgrenzung und Diskriminierung auch in der Schweiz
Auch in der Schweiz berichten sehr viele Transmenschen von täglichen Diskriminierungen wie Verspotten, Beschimpfen sowie körperlichen Angriffen. Oft werden sie selbst von Ärzt_innen und Behörden in ihrem Trans*-Sein nicht ernstgenommen. „Nicht alle Transmenschen haben das Glück, dass Familie oder Partner_in zu ihnen halten. Oft folgt dem Coming-out auch ein sozialer Abstieg durch den Verlust des Arbeitsplatzes. Diese Situationen sind psychisch extrem belastend.“ sagt Henry Hohmann, Co-Präsident von Transgender Network Switzerland. Transgender Network Switzerland fordert daher in Anlehnung an UPR Empfehlungen einen nationalen Aktionsplan, der Massnahmen zur besseren Information und Sichtbarkeit von Transmenschen umfasst.

Offiziell gibt es keine transphobe Gewalt
Transphobe Diskriminierung und Gewalt werden – anders als etwa rassistische Gewalt – in der Schweiz nicht offiziell registriert. Die von den Schweizer Dachverbänden LOS, Pink Cross, Queeramnesty und TGNS lancierte LGBT+-Helpline soll es Transmenschen (aber auch Lesben, Schwulen und bisexuellen Personen) ermöglichen, Hassverbrechen und diskriminierende Vorfälle anonym zu melden. Sämtliche Daten werden statistisch erfasst, damit transfeindliches Verhalten und Strukturen in Zahlen sichtbar werden.

Eine Übersicht zu tödlichen Hassverbrechen an Transmenschen weltweit bietet das Projekt Trans Murder Monitoring.

Veranstaltungen zum TDoR in der Schweiz
In der Schweiz finden zum Transgender Day of Remembrance am 20. November in drei Städten Mahnwachen zum Gedenken an die Opfer statt.

Die Namen der 325 ermordeten Transmenschen: http://transrespect.org/wp-content/uploads/2017/11/TvT_TMM_TDoR2017_Namelist_EN.pdf