Gespräch mit dem SRF: Mehr Trans*-Themen und eine SRF-Trans*-Policy

Bild SRF

Aufgrund der Beschwerde gegen die Sendung Giacobbo/Müller vom 3. April 2016 fand am 30. Mai ein klärendes Gespräch zwischen TGNS und SRF statt. Teilgenommen haben unter der Moderation von Ombudsmann Roger Blum folgende Personen: Rolf Tschäppet (Bereichsleiter Comedy und Quiz), Gregor Meier (Nachrichtenchef/Stv. Chefredaktor TV), Pascal Scherrer (Publizistischer Leiter SRF3) Henry Hohmann (als Vertreter von TGNS) sowie eine weitere Person, die ebenfalls bei der Ombudsstelle Beschwerde eingelegt hatte.

Das Ziel des Treffens war nicht, in erster Linie über die beanstandete Sendung von Giacobbo/Müller zu diskutieren, sondern über den weiteren Umgang von Schweizer Radio und Fernsehen mit dem Trans*-Thema.

Nachdem dargelegt wurde, was Trans*-Sein heisst und welche Vielfalt an Geschlechtsidentitäten der Begriff umfasst, wurde über die Inhalte und auch die Sprache, wie über Trans* oft berichtet wird, diskutiert. Viele Berichte fokussierten auf einer pathologisierenden Haltung, bei der häufig die geschlechtsangleichende Operation im Vordergrund stehe, dabei ist die Lebensrealität vielfältiger und vielschichtiger. Es wurde vorgeschlagen, etwa die immer gleiche Verwendung stereotyper Begriffe und Darstellungsweisen aufzubrechen, also müsse zum Beispiel ein Bericht über eine Transfrau nicht zwangsläufig mit einem Bild von Highheels oder schminkend vor dem Spiegel illustriert werden. Und es sei es nicht unbedingt erforderlich, den altem Namen zu erwähnen oder Vorher-Nachher-Bilder der porträtierten Person zu zeigen.

Die anwesenden Vertreter von SRF stellten fest , dass das Thema sehr vielschichtig und komplex ist – durch die grosse Vielfalt des Trans*-Spektrums ergeben sich eben auch viele verschiedene Begriffe und (Selbst-)Bezeichnungen. Der Medienguide von TGNS wurde als nützlich, aber für die schnelle Information als zu lang angesehen. Hier war der Wunsch nach einer kurzen und einfachen Handreichung für die Terminologie spürbar. SRF sieht sich durchaus in der Verantwortung, bei diesem Thema auch vermehrt Aufklärung und Sensibilisierung zu leisten.

Herr Blum wies darauf hin, dass das Thema sehr viele Möglichkeiten für interessante und zugleich korrekte Darstellungen und Reportagen gäbe, was von den Anwesenden gerne aufgenommen wurde. Zugleich wurde angemerkt, dass die sprachliche und inhaltliche Verbesserung ein längerer Prozess sein werde, der jetzt angefangen werden müsse. Diesen Weg wird TGNS natürlich in jeder Hinsicht gerne unterstützen.

Das Fazit aus diesem interessanten und insgesamt sehr wohlwollenden Gespräch lautet:

  1. Das Wissen über Transgender in der Bevölkerung muss als gering eingeschätzt werden. Es ist darum wünschenswert, dass SRF in den nächsten Jahren dem Thema im Sinne der Aufklärung eine Reihe von Sendungen widmet.
  2. Es ist anzustreben, dass SRF in allen Sendungen die korrekten Begriffe verwendet. Diese müssen allerdings für das Publikum verständlich sein. TGNS wird dafür SRF einen Vorschlag, eine sog. Trans*-Policy unterbreiten.
  3. Letztlich geht es darum, dass Transmenschen durch Medienbeiträge nicht diskriminiert werden. Aus diesem Grund wird empfohlen, in den „Publizistischen Leitlinien“ von SRF den Punkt 6.10 (Diskriminierung und Umgang mit rassistischen Äusserungen) wie folgt zu ergänzen: „…weder wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit noch aufgrund ihrer Religion, ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung.“
    Link SRF publizistische Leitlinien