Verunglimpfung von Transmenschen bei Giacobbo/Müller

Giaccobo

In der Sendung Giacobbo/Müller am Sonntag 03. April 2016 diskriminierten und verunglimpften die Moderatoren Victor Giacobbo und Mike Müller Transmenschen in einer Art und Weise, wie sie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen des SRF beispiellos ist.

In der Sendung ging es um die neue, um ein Sternchen ergänzte Bezeichnung der SP-Frauen*. Mit einem Bild von Conchita Wurst aus einem Beitrag in «20 Minuten» im Hintergrund, die sich dezidiert selbst nicht als «transsexuell» bezeichnet, wurde dann in abschätziger Weise über Transmenschen hergezogen. Dabei fiel nicht nur mehrmals der Begriff «Transe», der bekanntermassen bewusst als diskriminierendes Schimpfwort verwendet wird.

Es wurde wörtlich (in hochdeutsch transferiert) folgender Text gesendet:

Mike Müller: «Früher hat sich der einfache SP-Arbeiter gefragt beim Pinkeln (Originalton «Saiche»): darf ich stehen oder muss ich absitzen. Und heute ist das anders. Heute überlegt sich die SP-Transe, bin ich schon so weit operiert, dass ich beim Pinkeln (Originalton «Saiche»)  noch stehen kann oder muss ich sowieso absitzen.»

Viktor Giacobbo: «Es kann ja sein, dass sich noch weitere Gruppierungen innerhalb von der SP melden, die sich mit ihrer sexuellen Präferenz oder mit ihrer physischen Konsistenz oder was auch immer outen wollen».

Im Folgebeitrag, bei dem es um den Händedruck durch muslimische Buben gegenüber ihrer Lehrerin in Therwil BL ging, sagt Mike Müller: «Wenn so ein muslimischer Bub am Ersaufen ist (Anmerkung: bezieht sich auf den Schwimmunterricht), dann darf ihm die Lehrerin nicht mehr die Hand reichen. Und die Frage ist: darf so ein muslimischer Bub seiner Lehrerin, wenn sie eine Transe ist, die Hand verweigern?»

Nicht nur der Vorstand von TGNS ist fassungslos angesichts der Wortwahl, sondern wir haben auch Beschwerden von zahlreichen Mitgliedern erhalten, wie es geschehen kann, in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender eine derart schlimme Diskriminierung und vorsätzliche Verunglimpfung einer Gruppe von Menschen zuzulassen, die noch immer um Gleichberechtigung in dieser Gesellschaft kämpfen muss. Äusserungen wie die in der Sendung ausgestrahlten verfestigen und fördern hingegen Zerrbilder und Vorurteile gegenüber Transmenschen in der Gesellschaft.

Die Arbeitslosigkeit von Transpersonen ist mit 20% sechsmal höher als in der übrigen Bevölkerung. Studien zeigen, dass die Suizidalität von Transpersonen bei 40-60 Prozent liegt. Transpersonen haben massive Probleme in der Schule und Ausbildung, im gesellschaftlichen Leben und mit Behörden und Gerichten – es geht um Beleidigung, Diskriminierung. Hass und Gewalt. Alles aber beginnt mit der Sprache. Es ist daher unverantwortlich und gefährlich, wenn solche Ausdrücke wie «Transe» leichtfertig im Fernsehen verbreitetet werden.

Transgender Network Switzerland fordert von Victor Giacobbo und Mike Müller eine Entschuldigung für den diskreditierenden Sprachgebrauch.

TGNS unterstützt eine Petition, die von aktivistin.ch lanciert wurde und eine Entschuldigung der Moderatoren fordert. Wir bitten um Unterstützung dieser Petition.
Hier der Link

Medienberichte:
Der Auslöser: Giacobbo / Müller vom 3. April (ab ca. Minute 21:20):
http://www.srf.ch/sendungen/giacobbo-mueller/mit-cedric-wermuth-und-joachim-rittmeyer

Watson: Petition gegen «Giacobbo/Müller»: Transmenschen fordern öffentliche
Entschuldigung (8. April)
http://www.watson.ch/!411456498

Annabelle: Petition gegen die Diskriminierung von Transmenschen (8. April)
http://www.annabelle.ch/leben/gesellschaft/petition-gegen-diskriminierung-transmenschen-42300

Watson: «Es hat ja einen Grund, dass wir so scharf reagieren» (9. April)
http://www.watson.ch/Popul%C3%A4rkultur/Interview/824974440-%C2%ABEs-hat-ja-einen-Grund–dass-wir-so-scharf-reagieren%C2%BB–Darum-regen-sich-Transmenschen-so-%C3%BCber-%C2%ABGiacobbo-M%C3%BCller%C2%BB-auf

Giacobbo / Müller zum zweiten: Die Sendung vom 10. April mit einer halben
Entschuldigung:
http://www.srf.ch/sendungen/giacobbo-mueller/mit-dominique-gisin-christoph-simon-und-stefan-heuss

Aktivistin.ch: Viele Stimmen, eine Botschaft: „Wir fanden das nicht lustig!“
(10. April)
http://www.aktivistin.ch/news/2016/4/11/viele-stimmen-eine-botschaft-wir-fanden-das-nicht-lustig