Neue Behandlungsempfehlungen für Transmenschen in der Schweiz

Medienmitteilung vom 8. Mai 2014

Eine Arbeitsgruppe rund um das «Gender Dysphoria-Team» des Unispitals Zürich hat neue Behandlungsempfehlungen für Transmenschen in der Schweiz formuliert. Die bisherige Praxis mit oft starren Richtlinien wird zugunsten von Massnahmen, die sich an den Bedürfnissen der Transpersonen orientieren, aufgebrochen.

Gender-Dysphorie
Das Leiden unter der Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität und Körper hat Krankheitswert. Dieses Leiden wird heute jedoch nicht mehr als Störung der Geschlechsidentität, sondern als Gender-Dysphorie (Unbehagen mit dem/Leiden unter dem Geschlecht) beschrieben. Nach wie vor wird Transidentität allerdings unter den psychischen Erkrankungen verzeichnet.

Die bisherigen Standards für die Behandlung von Transmenschen* in der Schweiz sind aufgrund klinischer, wissenschaftlicher, juristischer und menschenrechtlicher Gründe als überholt zu betrachten. Die neuen Empfehlungen des Gender-Dysphorie-Teams legen Wert auf den individuellen Weg der begleiteten Personen. So gibt es keine Checklisten, die in fester Reihenfolge abzuarbeiten wären. Die Empfehlungen richten sich nicht nur an Therapeut_innen, sondern auch an Krankenkassen oder Jurist_innen.

Ablauf der Behandlung
Die Empfehlungen sehen folgenden Ablauf vor: Diagnose, Planung der Transition, Überweisung an Fachkolleg_innen, Nachsorge. Zu begrüssen ist insbesondere die Berücksichtigung eines möglichen Kinderwunsches, der Verzicht auf den sog. Alltagstest, wie es seit langem von Transaktivisten gefordert wird, sowie die Abkehr von der zweijährigen Dauer einer Therapie, bevor Operationen beantragt werden können.

Versorgungslücken
«Das medizinische System der Schweiz weist deutliche Versorgungslücken in der Beratung, Behandlung und Nachbetreuung von Transmenschen auf», erläutert Dr. David Garcia, Hauptautor der Studie. Sie sind medizinisch und therapeutisch unterversorgt, wie dies auch die PREOS-Studie zur Gesundheit von LGBT-Menschen 2012 in aller Deutlichkeit gezeigt hat.

Die neuen Empfehlungen sind daher ein wichtiger Schritt für die medizinische Gleichbehandlung von Transmenschen. Transgender Network Switzerland empfiehlt ihre Anwendung  in der ganzen Schweiz, um eine schnelle, transparente und niederschwellige Behandlung zu ermöglichen.

Link zum Artikel im Schweizerischen Medizinforum

PDF Medienmitteilung dazu von Transgender Network Switzerland